Agnes Mwidadi Mpata
"Weil mein Vater sich nicht um mich kümmerte, sorgte sich Tingatinga um mich. Er war mein Onkel, aber er starb, als ich noch ganz klein war." Agnes Mpata wurde 1968 in Dar es Salaam geboren. Mit 11 Jahren kam sie zu ihrem Onkel Mpata nach Nairobi/Kenya, ebenfalls ein Tingatinga-Maler. Dieser finanzierte ihre Schule aus dem Verkauf seiner Bilder. Nach der Primar- und Sekundarschule bestand sie die Aufnahme in die High School, konnte dort jedoch nicht antreten. Ihr Onkel war inzwischen gestorben, Agnes blieb bei der Tante. Das Geld reichte für eine Sekretariats-Ausbildung.
"Meine Tante war auch Malerin, wahrscheinlich die erste Frau, die im Tingatinga-Stil malte. Sie wurde von meinem Onkel geschult. Nach der Schule half ich ihr in kleinen Dingen, z.B. die Leinwand zu grundieren, die vielen Blätter eines Baumes zu malen oder die Bilder zu rahmen. Sie mochte nicht, dass ich ihr half, weil sie mich nicht von meinem Studium ablenken wollte. Doch ich bestand mein Diplom und arbeitete während zwei Jahren als Sekretärin, bevor ich wieder nach Tansania zurückkehrte."
Arbeitslos und auf der Job-Warteliste einer Bank, begann sie ihre Arbeit bei der Tingatinga-Kooperative – zunächst als Sekretärin, aber bald schon als Malerin.
"Einige Kunden waren sehr erstaunt, bei Tingatinga eine junge Frau malen zu sehen und manche kauften meine Bilder. So auch Christine Hatz, eine grosse Tingatinga-Freundin, die meine kleinen Bilder in die Schweiz mitnahm. Ein Jahr darauf wurde ich zusammen mit Mohammed Saidi zu einer Ausstellung in die Schweiz eingeladen. Mein Posten als Sekretärin interessierte mich schon lange nicht mehr. Ich wollte Malerin werden, wie meine Tante."
Seither hat sich Agnes Mpata als Malerin etabliert und konnte ihre Bilder mehrfach in der Schweiz ausstellen, aber auch in Österreich, Südafrika und China. Ihr malerisches Spektrum ist breit, besondere Motive sind Früchte und Maasai.
Wegen ihrer hohen Kunstfertigkeit, aber auch ihrer Sorgfalt und Arbeitsdisziplin, wurde sie ausgewählt, die Kinderstation des Muhimbili National Hospitals in Dar es Salaam auszumalen - mit Hilfe der beiden jungen Maler Maulana Saidi und Shaha Abass.
Agnes ist verheiratet und hat drei Söhne. Besonders gerne erzählt sie allen Kindern Geschichten, und so hat sie sich zum Ziel gesetzt, die mündlich überlieferten tansanischen Geschichten zu sammeln, aufzuschreiben und zu illustrieren. Agnes Mpata ist Autorin des 2011 erschienenen
Bilderbuchs "Wie die Tiere ihre Farben bekamen", zusammen mit dem Illustrator Issa Thabit.